Ich lag in meinem Bett, starrte an die Wand und überlegte, wie ich meiner Mutter beweisen konnte, dass diese Zeichen echt waren. Da kam sie plötzlich mit einem alten Buch in mein Zimmer.
„Kate, das ist ein Buch von deiner Ur-ur-ur-ur-ur-ur-Urgroßmutter – Katherina Lightstar!“, sagte Mama mit leiser Stimme.
„Du meinst, von ihr habe ich meinen Namen?“
„Konzentrier dich! Ich möchte sagen, dass hier vielleicht ein paar Antworten für dich drinstehen. Aber ich warne dich: Niemand außer meiner Ur-ur-ur-ur-Urgroßmutter hat es je geschafft, es zu öffnen!“
„Und warum denkst du, dass ich es schaffen könnte?“
„Weil du die Zeichen auf dem Kessel spüren konntest.“
Den ganzen Nachmittag über dachte ich darüber nach, wie man das Buch wohl öffnen könnte. Brauchte man einen Schlüssel? Einen Zauberspruch? Oder etwas ganz anderes?
Ich war so müde, dass ich schon um 18 Uhr einschlief.
Heute wachte ich schon um vier Uhr morgens auf – ich war einfach zu aufgeregt, um noch länger zu schlafen. Ich zog mich an, frühstückte, putzte mir die Zähne und wartete dann – aber meine Eltern waren noch nicht fertig!
Ich sagte ihnen, sie sollten sich beeilen. Doch sie fragten nur: „Warum stehst du denn so früh auf?“
„Neia, Mama! Warum wohl? Vielleicht nur, weil heute mein größter Traum beginnt!“, sagte ich ironisch.
„Ja ja, Schätzchen, wir wissen es doch. Wir versprechen dir, dass wir uns beeilen. In fünfzehn Minuten sind wir fertig!“
Ich dachte: Fünfzehn Minuten – kein Problem! Doch als wir endlich im Auto saßen, war die Straße KOMPLETT voll! Und wenn ich „komplett“ sage, dann meine ich wirklich KOMPLETT!
Also beschlossen wir, zu Fuß zu gehen. Es war ja nicht weit. Ab nächster Woche werde ich sowieso alleine zur Schule gehen.
In der Schule wurden wir in Gruppen eingeteilt:
Die Fliegende Gruppe
Die Magischen Hörner
Die Kunst der Tränke
Ich kam in die Gruppe „Magische Hörner“. Leider müssen trotzdem alle an jedem Unterricht teilnehmen – den Zaubertrank-Unterricht hätte ich am liebsten ausgelassen …
In „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ hatten wir Unterricht bei einer gewissen Mrs. Beauty. Der Name passt auch genau zu ihr: blond, schlank, immer in blauen Kleidern. Aber ehrlich gesagt – ich finde sie ganz schön nervig.
Danach hatten wir „Tierfinder-Unterricht“. Wir sprachen über ein Wesen namens Solox – ein Igel mit Hörnern statt Stacheln, der im Wasser lebt und über 500 Kinder auf einmal bekommen kann!
Dann kamen zwei langweilige Stunden, in denen wir Vorträge über magische Tiere oder Pflanzen halten mussten. Ich wählte ein Einhorn, das aber im Wasser lebt. Jemand aus meiner Gruppe setzte sich zu mir. Wir waren beide eine Stunde früher fertig – also machten wir einen kleinen Spaziergang.
Nach dem Spaziergang waren wir BFFs.
Ich erzählte ihr von dem alten Buch. Sie versprach mir, beim Code-Knacken zu helfen. Auch vom Kessel erzählte ich ihr – sie fand das alles auch sehr merkwürdig.
Dann kam der Zaubertrank-Unterricht.
Als unser Lehrer, Mr. Goil, den Raum betrat, knallte er die Tür so laut zu, dass sofort alle auf ihre Plätze rannten – außer mir. Ich quatschte weiter mit Valentina.
Valentina – so heißt meine neue Freundin – versuchte mir Zeichen zu geben, dass ich still sein sollte. Aber ich bin ziemlich schlecht darin, Zeichen zu verstehen.
Mr. Goil verwarnte mich: „Wenn du noch einmal so laut redest, gehe ich zum Direktor Wolfgang – und dann fliegst du von der Schule!“
Ich setzte mich lieber still hin.
Er stellte mir seltsame Fragen: Wie hieß eine neuromische Ackerpflanze vor 10.000 Jahren? Wieviel Einhornhaar braucht man für den Versteck-Mich-Trank?
Ich antwortete auf alles: „Keine Ahnung.“
Ich war sooo froh, als die Stunde vorbei war. Ich glaube, Mr. Goil hasst mich jetzt.
Die letzte Stunde war die schönste: Wir lernten, wie man levitiert!
Der Zauberspruch hieß „Wingardium Leviosa“.
Die Bewegung ist einfach: erst nach unten, dann schnell einen geraden Strich nach oben ziehen. Wir übten zuerst mit einer Feder – am Ende durften wir sogar unseren Professor fliegen lassen!
Nach der Schule kam Valentina mit zu mir nach Hause. Sie war so neugierig auf das Buch, dass sie fast rannte – obwohl sie den Weg nicht kannte!
In meinem Zimmer (das sehr unaufgeräumt war) holte ich das Buch hervor: Es lag in einer Kiste unter dem Bett, in einer Schachtel, verkleinert durch einen Zauberspruch.
Wir untersuchten es ganz genau. Jedes Detail!
Dann entdeckten wir etwas auf dem Buchrücken:
„Katherina Lightstar MCCXXX“
„Das sind römische Zahlen!“, sagte Valentina.
Wir hatten keine Ahnung, was das bedeutete – also forschten wir nach.
„MCCXXX bedeutet 1230“, sagte Valentina.
„Meine Ur-ur-ur-Urgroßmutter war alt, aber 1230?!“, meinte ich.
„Finde ich auch krass“, sagte Valentina.
„Vielleicht müssen wir mehr über das Jahr 1230 herausfinden.“
„Genau!“
Eine Stunde später
„Hier, ich hab was: 1230 ist eine Frau namens Katherina einfach so auf der Magic Lee Street aufgetaucht!“
„Was? Moment mal … wir wohnen doch in der Megis Lee Street!“
„Eben! Ist das nicht total seltsam?!“
„Ja! Voll, Val!“
„Such mal was über Katherina Lightstar.“
„Sie war angeblich eine berühmte Zeitreisende. Mehr steht nicht da.“
„Deine Oma wollte wohl geheim bleiben.“
„Sieht ganz danach aus.“
Valentina ging nach Hause. Ich lag in meinem Bett und dachte darüber nach, wie ich das Buch öffnen könnte.
Irgendwann schlief ich ein – und dann fiel es mir ein:
Was ich brauche, ist ein Zauberspruch!
Ich wachte auf. Plötzlich hörte ich eine Stimme – als würde mir jemand etwas zuflüstern.
Mein Zimmer war verändert: bunter, leuchtender.
Und dann sah ich sie – wie ein Geist kam meine Ururoma (ich kürze das jetzt mal so ab).
Sie flüsterte:
„APERI!“
Das ist der Zauberspruch!